GIAN SALIS ARCHITEKT DIPL. ETH/SIA
 
KONZERT-FOYER, KÜNSTLERHAUS BOSWIL
Studienauftrag 2014, 1. Preis, Fertigstellung Januar 2017
Bauherrschaft: Stiftung Künstlerhaus Boswil
Ingenieur: Walter Bieler HTL SIA BSA Ass, Holzbauingenieur, Bonaduz
Bauphysik: BWS Bauphysik AG, Winterthur
Bauleitung: dierealisatorin.ch gmbh, Zürich
Umgebung: Jane Bihr – de Salis Landschaftsarchitektin BSLA, Kallern
Nominierung 'Die Besten 2017'
Auszeichnung Prix Lignum 2018 2. Rang Region Nord
Charakteristisch für die Alte Kirche von Boswil ist ihre Lage auf einem von einer Mauer gefassten Moränenhügel. Die seit dem Jahr 1100 erwähnte und in der heutigen
barocken Form 1664 erbaute Kirche wurde bereits 1890 profaniert und umgenutzt. Seit den 1960er Jahren wird sie von der Stiftung Künstlerhaus Boswil als überregional
bedeutender Konzertsaal bespielt. Daraus ergab sich das Bedürfnis für ein Foyer, welches in Abstimmung mit der Denkmalpflege wie ein grosses Vordach vor der Südtüre,
seitlich vom Kirchenschiff angebaut wurde. So wird das Foyer Teil der Kirche und bleibt doch als neuer, dem Park zugeordneter Bau erkennbar. Das Foyer nimmt sich
trotz seines beachtlichen Volumens zurück und lässt den Blick über den Kirchenhügel frei.
Die Parkanlage lädt zum Schlendern rund um die Kirche ein und eröffnet Blicke in die Landschaft und die Alpen. Das auf der Ebene vom Park liegende Foyer nimmt diese
Bewegung auf, indem eine lange Sitzbank aus geschliffenem Beton parallel zur Kirchenmauer über die mittelalterliche Ruine hinweg spannt und den Ankommenden eine
Sitzgelegenheit bietet. Eine geschwungene Treppe aus dem in der Region abgebauten Mägenwiler Muschelkalk bildet den neuen Zugang zum Kirchenraum. Darüber wölbt
sich das Dach auf und verleiht dem Raum Grosszügigkeit, ohne die Kirchfenster zu verdecken. Das Dach wirkt wie ein vom Wind in Bewegung versetztes Tuch. Dank einer
innovativen Konstruktion aus vielen gebogen verleimten Holzträgern, welche über Klötze miteinander steif verbunden sind, ist dieses trotz der grossen Spannweite von
neun Metern relativ leicht und sorgt für eine gute Akustik. Die davon abhängenden Glas-Leuchten wurden speziell entworfen und von Mund geblasen.
Verglasungen mit filigranen Metallprofilen schaffen einen Innenraum, der den Vorschriften entsprechend gedämmt ist und im Winter beheizt ist. Durch die Südfenster
öffnet sich ein weiter Blick in die Bünz-Ebene. Bei schönem Wetter können die Glastüren auf beiden Stirnseiten grosszügig geöffnet werden. Die Besucher können so
durch das Foyer hindurch um die Kirche promenieren, und das Foyer wird zum Schattendach.
Vor der Kirchenwand stehen Garderobenständer und eine Theke, welche mit schwarz glänzendem Urushi lackiert ist. Eine kurze Treppe führt ins Untergeschoss der Kirche
zur umgebauten und erweiterten Toilettenanlage. Ein Lift verbindet die drei Ebenen Kirche, Foyer und Toiletten miteinander und sorgt für eine behindertengerechte
Erschliessung der Anlage. Im Kirchenschiff wurden die Einbauten der 80er Jahre zurückgebaut und zur Verbesserung der Sicherheit eine zweite Treppe zur Empore erstellt.
Publikation "Ein Tier im Garten" PDF, © Daniel Kurz, Werk, Bauen + Wohnen, 2017/9
Publikation "Subtiler Schwung" PDF, © Andres Herzog, Hochparterre, 2017/6-7