GIAN SALIS ARCHITEKT – WOHNHAUS AM HANG
GIAN SALIS ARCHITEKT DIPL. ETH/SIA
WOHNHAUS AM HANG, WYHLEN
Entwurf 2010, Ausührung 2012-2013
Bauherrschaft Privat
Auszeichnung 'Häuser des Jahres 2014'
Der Bauplatz ist ein mit wildem Gehölz bewachsener, steil abfallender Hang mit weitem Blick über die Rhein-Ebene bis nach Basel. Früher wurden an dem Sonnenhang
Weinreben kultiviert. Die Bauherrschaft wünschte sich ein günstiges Wohnhaus mit kleinen Räumen, welche sich aber über grosse Fenster mit der wilden Natur verbinden.
Ausgehend von dieser Topografie bilden zwei Terrassierungsmauern, die gleichsam einen zivilisierten Ort schaffen, die Grundstruktur des Hauses und verankern
dieses im Hang. Die untere Mauer schafft einen Platz vor dem Haus. Eine grosse Öffnung darin führt zur Garage und Werkstatt. Geht man dem Hang folgend um die
Terrassierungsmauer herum, kommt man in das darüber liegende Eingangs- und Schlafgeschoss. Hier schafft die zweite Terrassierungsmauer Raum für den Eingang,
leitet unter dem auskragenden Dach ins Haus hinein und führt den Blick auf der anderen Seite wieder hinaus in die Natur. Diese Mauer zieht sich durch das ganze
Haus und bildet sein Rückgrat. Hangseitig sind hinter der rohen Sichtbetonmauer dienende Räume wie Garderobe und Ankleide angeordnet. Talseitig sind – abgegrenzt
über leichte Kiefersperrholzwände – die Schlafzimmer und das Bad angeordnet. In der Wand eingespannte Betontritte führen in den darüber liegenden offenen Wohn-
und Essraum. Diesem vorgelagert ist eine Terrasse, den dem offenen Raum Halt gebenden Rücken bildet wieder die gleiche Mauer. Wobei zwei grosse Öffnungen in die
dahinter liegende, intimere Raumschicht mit Küche und Nebenzimmer führen und den hinter dem Haus liegenden Steilhang im Haus erlebbar machen.
Die unterschiedlich auskragenden Geschossdecken bilden Terrassen und Vordächer und schaffen so vor jedem Innenraum einen spezifischen Aussenraum. Dieser prägt über
die grossen Fenster die Innenräume: So sind die dem Hang und den Büschen zugewandten Räume schattig, kühl und eher introvertiert. Dem gegenüber werden die talseitigen
Zimmer bei offenem Fenster schon fast zu Loggien. Leinenvorhänge und Rafflamellenstoren ermöglichen die Durchlässigkeit einzustellen. Die grossen Vordächer schützen
im Sommer auch vor zu viel Sonneneinstrahlung, während im Winter die flach einfallende Sonne den Wärme speichernden Beton aufheizt.
Die Struktur bildenden Mauern und Decken sind aus rohem Sichtbeton. Dort wo Räume eingebaut sind, wurden die Betonaussenwände innen mineralisch gedämmt und mit
glattem Lehmputz ausgekleidet. Diese Dämmschicht ist aussen an den Rahmenverbreiterungen der geölten Kiefernholz-Fenster ablesbar. Die inneren Mauern bleiben Sichtbeton.
Ebenso sind die Böden Sicht-Zementestrich. Nicht tragende Wände, Türen und Schränke sind aus günstigstem Kiefersperrholz gefertigt. Die Geländer sind aus dünnen walzrohen
Edelstahlprofilen zusammengeschweisst. Alle Materialien sind möglichst roh belassen und sollen mit der Zeit ihre natürliche Patina bekommen. Die Konstruktionsdetails
wurden direkt und roh ausgebildet, einfache Schattenfugen trennen die verschiedenen Bauteile und lassen sie autonom erscheinen. Demgegenüber wurde bei der Dimensionierung
und Proportionierung der Bauteile Leichtigkeit und Feinheit angestrebt, um dem Bau eine gewisse Edelkeit zu geben.